Signore De Rucci und die verschwundene Pfeife

27.01.2015 ⋅ Kategorien:

Wer kennt Signore De Rucci? Niemand? Macht nichts, ich kannte ihn bis vor wenigen Tagen auch nicht. Mittlerweile glotzt mich Signore De Rucci von gefühlt jeder zweiten Plakatwand griesgrämig an und vermittelt mir den Eindruck, als wolle er jeden Moment aus dem Bild springen um mich bei lebendigem Leibe zu sezieren.

Doch wer ist dieser Signore De Rucci überhaupt? In Australien, genauer gesagt in der Gegend um Sydney, hat De Rucci vor einigen Wochen ebenso offensiv geworben und kaum einer wusste wofür. Die Mutmaßungen der Aussies über den Beruf des Herrn auf dem Plakat reichten von psychopathischer Wissenschaftler über Bond-Bösewicht bis Chefkoch in einem Sterne-Restaurant (was für mein Gefühl spricht, er würde mich am liebsten jeden Moment tranchieren). Einige meinten sogar, den von den Toten auferstandenen Steve Jobs wiederzuerkennen, der zurückgekommen sei, um uns die Seelen zu rauben. Ein Kind, das mit seinem Vater vor einem dieser Plakate stand meinte, es hätte Angst vor dem bösen Mann und wahrscheinlich bis an sein Lebensende Albträume. Nicht besonders schmeichelhaft wenn man bedenkt, dass der Herr für Luxus-Betten wirbt. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist: Was hat dieser finster dreinblickende Kerl mit Betten zu tun?

Die Antwort: Gar nichts. Der abgebildete Griesgram heißt noch nicht einmal "De Rucci". Die Firma "De Rucci Bedding Co., Ltd." ist beheimatet in Dongguan, Guangdong, China und der Herr auf den Plakaten stammt auch nicht aus Italien, sondern von einem Stock-Foto.

Dummerweise saugte der gute Mann zum Zeitpunkt des Fotos genüsslich an einer Pfeife, die er in der linken Hand hielt. Das gefiel zwar den Chinesen, nicht aber der politisch korrekten Aufmerksamkeit eines Beschwerdeführers, der an dem bewusst demonstrierten Tabakgenuss Anstoß nahm und die sofortige Entfernung des Rauchutensils forderte (auch wenn es gar nicht brannte).

Folglich wurde dem Pfeifenraucher per digitaler Retusche der Rotzkocher aus dem Gesicht entfernt und da eine leere Hand unter dem Kinn doof aussieht, auch gleich der linke Arm amputiert und durch eine weiße Fläche ersetzt. Das Ergebnis:

Anscheinend denkt man im Land des Lächelns, dass Bettenkauf für uns Langnasen eine todernste Sache ist. Zumindest erklärt die fehlende Pfeife die hängenden Mundwinkel. Vielleicht sollten die chinesischen Marketing-Spezialisten von De Rucci mal den Mund um 180° drehen, dann lächelt er. Ist doch sowieso alles nur Illusion.